„Über die Entwicklung unserer Wehr – vom Gründungsjahr 1886 bis heute!“
Zur Zeit der Feuerwehrgründung hatte unser Ort bereits fast 1.000 Einwohner. Dementsprechend hoch war auch die Anzahl der Häuser, die zwar fast durchgehend aus Ziegel gebaut, aber großteils mit Stroh gedeckt waren. Als Beleuchtungskörper dienten damals Kerzen und Petroleumlampen. Die Entstehung eines Brandes, hatte damals verheerende Auswirkungen, insbesondere, da das Löschwasser bis dahin mit Kübeln aus dem Bach geholt werden musste.
Es sind aus der damaligen Zeit in Neutal 2 Brände größeren Ausmaßes urkundlich dokumentiert
Es war dies ein Großbrand im Jahr 1831, welcher enormen Schaden anrichtete, und ein weiteres Schadensfeuer etwa 50 Jahre später, im Jahre 1882, bei dem 5 Häuser abgebrannt sind. Dies war vermutlich die Motivation unserer Vorgänger sich zu organisieren und sozusagen als Pioniere – bereits im Jahre 1886 – eine Freiwillige Ortsfeuerwehr zu Gründen. Der Landwirt Ignaz EIGNER übernahm damals die Führung dieser ideal gesinnten Männer.Bereits im Jahr 1890 erhielt unsere Feuerwehr ihre erste Hochdruckspritze. Es war dies eine Pumpe, welche durch die Muskelkraft von 4 Männern betrieben und mittels Pferdegespann zum Einsatzort gebracht werden musste. Diese Pumpe gibt es übrigens noch immer und ist im Besitz unserer Feuerwehr.
Einem Bericht aus dem Jahr 1902 können wir entnehmen, dass unsere Feuerwehr damals einen Mannschaftsstand von 28 Männern hatte, darunter 2 Offiziere, 4 Unteroffiziere, 8 Steiger und Kletterer und 14 sogenannte „Pumper“, wie damals die Löschmannschaft bezeichnet wurde. Neben der Hochdruckspritze verfügte unsere Wehr damals über 32 Meter Druckschläuche, 26 Gurte und 7 Haken und Krampen, sowie über ein Signalhorn. Neutal zählte damals zu den ärmeren Landgemeinden und hatte noch lange nach der Gründung keine eigene Fahne. Wobei man sagen muss, dass die Fahne, besonders in der damals schwierigen Zeit, ein bedeutsames Symbol war.
Im Jahr 1920, also ein Jahr vor der Gründung des Burgenlandes, erhielt die Neutaler Feuerwehr unter Kommandant Franz KERN endlich ihre „heißersehnte“ Fahne. Die noch in diesem Jahr durchgeführte Fahnenweihe war ein ganz besonderes Dorffest und zugleich das erste große Fest in Neutal nach dem 1. Weltkrieg.
Im Jahre 1932 erhielt die Neutaler Feuerwehr unter Kommandant Josef EIGNER ihre erste Motorspritze der Type RW 48, – geliefert von der Firma Rosenbauer. Zum damaligen Zeitpunkt hatten erst 26 Gemeinden unseres Bezirkes eine Motorspritze. In dieser Zeit kamen auf die damaligen Feuerwehrmänner auch noch andere als feuerwehrspezifische Aufgaben zu. Im autoritär geführten Ständestaat kam es zur vormilitärischen Jugendausbildung, sowie zu Luftschutzübungen, bei welchen sich die Feuerwehren zu beteiligen hatten und deshalb auch Luftschutz- und Gasschutzinstruktionskurse abhalten mussten.
Das Jahr 1935 brachte für die burgenländischen Feuerwehren auch etwas Positives: In diesem Jahr wurde das burgenländische Landesfeuerwehrgesetz erlassen, welches noch bis heute seine Gültigkeit hat. Bis dahin waren die Feuerwehren noch als sog. „Feuerwehr – Vereine“ geführt worden. Mit diesem Gesetz wurde die Feuerwehr zu einer „Körperschaft öffentlichen Rechtes“, wodurch dieser der Schutz, der für Organe der Behörden gewährt wird, zusteht.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1938 bzw Kriegsbeginn 1939 wurde die Zeit abermals schwieriger. Die Feuerwehren wurden als Feuerschutzpolizei in die damalige Ordnungspolizei eingegliedert. Der Ortskommandant bekam damals die Bezeichnung „Wehrführer“. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges mussten nach und nach natürlich auch Feuerwehrmänner einrücken.
Im Jahr 1941 rief der damalige „Wehrführer“ Josef RATHMANNER die Mädchenjahrgänge 1920 bis 1927 zusammen und stellte mit diesen jungen Frauen eine „Mädchenfeuerwehr“ zusammen. Diese Mädchenfeuerwehr bestand aus 25 jungen Frauen. Kommandiert wurde diese Truppe von der damals 18jährigen Gisela EIGNER. Durch den Einmarsch der Russen löste sich die Mädchenfeuerwehr auf und die kriegsheimkehrenden Feuerwehrmänner formierten sich neu und das ganze abermals unter schwierigsten Bedingungen.
Im Oktober 1959, nach zwei Großbränden in Neutal, konnte für die Feuerwehr unter Kommandant Josef BINDER etwas ganz Besonderes bewirkt werden: und zwar der Ankauf des ersten Feuerwehrautos der Marke Ford FK 1250, samt Motorpumpe der Type Gugg Automatic, geliefert von der Fa Rosenbauer, sowie der Ankauf einer Schmutzwasserpumpe.
Der nächste Meilenstein wurde im Jahr 1983 durch den Ankauf eines Kleinlöschfahrzeuges (KLF) der Marke Ford Transit unter Kommandant Josef TRUMMER gelegt. Dieses Fzg steht in unserer Feuerwehr noch immer in Verwendung, … und das nach mittlerweile bereits 28 Jahren.
Die Neutaler Feuerwehr hatte bis dato schon viele Unterkünfte:
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Das erste Feuerwehrhaus hatte den Standort neben der Kirche (Prälat KODATSCH – Platz).
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Im Jahr 1953 befand sich das Feuerwehrhaus im Gebäude des Gemeindeamtes auf der Hauptstraße welches unter Kommandant Josef WINDISCH eingeweiht wurde (Später wurde daraus das Büro der Fa STRAKA Bau).
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Nach dessen Verkauf im Jahre 1971 musste dieses aber geräumt werden und unsere Wehr übersiedelte als „Notunterkunft“ zur Gastwirtin Maria RATHMANNER, – zur „Mitz“ – in die Kery Straße 20.
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Noch im selben Jahr übersiedelte unsere Feuerwehr zum Malermeister Johann LOIBL in die Kery Straße 4. Dieses Haus bot der Feuerwehr für die nächsten 5 Jahre Obdach.
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Im Jahre 1976 zog die Feuerwehr abermals um, diesmal in das Haus von Emilie RESCH, auf Hauptstraße Nr 28, wo damals auch das Gemeindeamt provisorisch untergebracht war. Mit der Errichtung des neuen Gemeindehauses hatte der seit eineinhalb Jahrzehnte andauernde Spießrutenlauf um eine fixe Unterkunft ein Ende.
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Als das neue KLF im Mai 1983 geliefert wurde, übersiedelte die Feuerwehr mit diesem samt den dazugehörigen Gerätschaften in das neue oder besser gesagt „zukünftige“ Feuerwehrhaus auf der Rückseite des Gemeindehauses/Kirchengasse. Dieses befand sich zum damaligen Zeitpunkt nämlich noch im Rohbau. Die Eröffnung und Einweihung des neuen Gemeindeamtes samt Feuerwehrhaus, sowie des neuen Feuerwehrautos KLF erfolgte am 25. August 1985, unter Kommandant Stefan BIRIBAUER und Bgm Josef THIESS.
Da dieses Feuerwehrhaus aber nur über einen Fzg – Abstellplatz verfügte, und auch sonst nicht den immer größer werdenden Anforderungen entsprach, entschloss man sich im Jahr 1997 unter Kommandant Peter KUNDICS und Bgm Josef THIESS ein zeitgemäßes Feuerwehrhaus zu errichten. Die Bauzeit fiel in die Dienstzeit der Kommandanten Peter KUNDICS, Lorenz BIRIBAUER und Wolfgang HEIDENREICH.
Da sehr vieles in Eigenleistung erbracht wurde, war der Bau des nächsten und nunmehrigen Feuerwehrhauses eine Belastungsprobe für die Mitglieder unserer Wehr, welche ganze 12 Jahre (!) andauern sollte. In diese Zeitspanne fällt auch der Ankauf eines alten Feuerwehrtankwagens der Marke Steyr. Dieser wurde ausschließlich aus Eigenmitteln der Feuerwehr angekauft, hergerichtet und mit den notwendigsten Gerätschaften adaptiert.
Durch diese Initiative einiger Mitglieder unter der Federführung des späteren Kommandanten Lorenz BIRIBAUER, konnte die erforderliche Zeitspanne – von immerhin mehr als einem Jahrzehnt – überbrückt werden und verschaffte der Feuerwehr und der Gemeindeführung die Möglichkeit ein neues, den Anforderungen der Zeit entsprechendes RLF anzuschaffen. Das neue Rüstlöschfahrzeug wurde gemeinsam mit dem Feuerwehrhaus im Jahre 2009 unter Kommandant Wolfgang HEIDENREICH und Bgm Erich TRUMMER offiziell in den Dienst gestellt.
Die Feuerwehr Neutal hat heute einen Mannschaftsstand von 47 Mitgliedern:
- davon 36 Aktive,
- 6 Jugendliche und
- 5 Reservisten.
Unserer Feuerwehr hat bereits 9 weibliche Mitglieder, eine davon in einer Führungsposition.
Wir verfügen über ein modernes Feuerwehrhaus mit 3 Fzg – Abstellplätzen, über 3 Feuerwehrfahrzeuge, nämlich ein Rüstlöschfahrzeug mit 2000 Liter – Wassertank, ein Kleinlöschfahrzeug und ein Mannschaftstransportfahrzeug, sowie sonstiges, den Anforderungen der heutigen Zeit entsprechendes, technisches Gerät.
Auch die heutige Feuerwehrführung, – welche sich übrigens bereits mehr als ein Jahrzehnt im Amt befindet – ist stets bemüht, die Anforderungen der heutigen Zeit zu erkennen und auch ein wenig in die Zukunft zu sehen, um genauso wie unsere Gründungsväter vor 125 Jahren, die Zeichen der Zeit rechtzeitig zu erkennen, … vielleicht sogar noch bevor es die anderen tun!
…und das Ganze „für die beste Sache der Welt!
– Chronik der Freiwilligen Ortsfeuerwehr Neutal
– zusammengestellt und vorgetragen zum 125jährigen Bestandsjubiläum am 27. August 2011 von
– Ortskommandant-Stellvertreter BI Franz Schütz.